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 Starlight Express
SteffiM Offline




Beiträge: 3.684

06.12.2003 00:04
"A Heart of Gold" (Teil 1) Thread geschlossen


Prolog
Auf neuen Gleisen

Laut zischend entwich der Rauch, als die Dampflok stoppte.
„In Ordnung Sam! Fahr ihn rüber zu den Frachtwaggons!“ rief eine kratzige Männerstimme.
Caboose öffnete die Augen. Ein Bahnhof. Aber nicht irgend ein Bahnhof. Dies war von nun an sein Zuhause. Frisch aus der Werkstatt, erst vor wenigen Tagen fertiggestellt, stand der junge rote Bremswaggon nun auf den Gleisen. Die Dampflok, die ihn von der Werkstatt hierher gefahren hatte, setzte sich wieder schnaufend in Bewegung. Auf den Abstellgleisen neben den normalen Strecken, standen die Güter- und Frachtwaggons und beobachteten neugierig die Ankunft des Neulings. Die Dampflok fuhr langsam rückwärts und als er seinen Standort erreicht hatte, wurde Caboose abgekuppelt. Sogleich trat die Dampflok wieder die Rückfahrt an und der junge Bremswaggon blickte ihr nach, bis sie als kleiner rauchender Punkt am Horizont verschwand. Nun begann sein eigenständiges Leben, als Teil der Zuggemeinde.
„Hey kleiner Träumer!“ rief es hinter ihm.
Caboose wandte sich um. Hinter ihm stand ein freundlich – soweit das bei einem Steinwaggon möglich war – lächelnder Steinwaggon.
„Guten Morgen,“ begrüßte Caboose ihn.
„Du bist unser neuer Bremser, nicht wahr?“
Caboose nickte.
„Na dann herzlich willkommen bei uns!“ rief der Steinwaggon, „Mein Name ist Stonehenge. Ich schleppe die Steine hier. Komm, ich werde dich den anderen vorstellen. Ähm...?“
„Caboose,“ stellte sich der Bremswaggon vor.
Stonehenge rollte mit Caboose zu den übrigen Frachtzügen, die auf dem Abstellgleis darauf warteten, ihre Aufgaben zu erfüllen.
„Das sind unsere Box-Wagen. Ali 1, 2 und 3.“
Der blaue der drei Waggons sprang auf.
„Ey, isch bin Ali bin escht krass! Guckst du, wenn du misch verpasst!“
„Bin Ali 2, voll korrekt!“
„Bin Ali 3, hassu gecheckt?“
Caboose musste sich ein Grinsen verkneifen, da die drei es sicher nicht gern gesehen hätten.
„Unser Kohle-Tender,“ fuhr Stonehenge fort und deutet auf einen dicken Waggon, der am Boden saß und Boule mit einigen Kohlebriketts spielte.
„Collins,“ nickte dieser und begrüßte Cabosse mit einer schwachen Salut-Geste.
„Leute, das ist Caboose, unser Bremswaggon,“ stellte Stonehenge ihn vor, „Das hier sind zur Zeit alle die da sind. Der Fahrrad- und der Gepäckwaggon sind mit den Personenwagen unterwegs und der Postwaggon macht auch gerade seine Tour. Wenn sie zurück sind, wirst du dann auch die Personenwaggons und die Loks kennen lernen.“
„Danke,“ antwortete Caboose.
Es war ihm äußerst angenehm, dass ihn die anderen so gut aufnahmen. Da würde ihm die Arbeit gleich leichter fallen. Zwar hatte er auf der Teststrecke schon früher einige Bremsübungen gemacht, aber nun würde er bald auf richtige Fahrten mitgenommen werden.

Wenige Stunden später tauchten die Silhouetten von weiteren Zügen entfernt auf den Gleisen auf. Schon bald stoppte eine glänzende Diesellok neben den Abstellgleisen. An ihn gekuppelt war ein junger, gelber Waggon. Sie bemerkte sofort, dass ein Neuer unter den Frachtwaggons war und grinste Caboose freundlich an, wobei sich ihre Stupsnase mit den frechen Sommersprossen kräuselte.
„Sieh mal Slake! Der neue Bremswaggon ist da!“ rief sie mit hoher jungendlicher Stimme.
Sie kuppelte sich von der Diesel-Lok ab und rollte stürmisch auf Caboose zu, um ihm – in ihrer enthusiastischen Art – begrüßend um den Hals zu fallen.
„Hi! Ich bin Peggy! Hoffentlich gefällt’s dir hier! Wird bestimmt voll cool!“ plapperte sie wie ein Wasserfall drauf los.
„Ja ich denke schon. Mein Name ist Caboose.“
Zwar wunderte er sich wie die Kleine wohl Luft bekam, doch sie schien nett zu sein, wenn auch etwas überdreht. Auch die Diesel-Lok fuhr nun auf den Bremswaggon zu. Er war ein wirklich stattlicher Kerl. Groß, dunkel rot-braun, die lackschwarzen glänzenden Haare elegant zurück gekämmt und eine Statur wie sie für die meisten Loks bekannt war; breite Schultern, kräftige Muskulatur und hünenhaft gewachsen. Eine beeindruckende Persönlichkeit, wenn man ihn so sah, doch er kam freundlich lächelnd auf Caboose zu und streckte ihm die Hand entgegen.
„Slake,“ stellte er sich mit tiefer, leicht rauchiger Stimmer vor, „Willkommen bei uns. Du bist wohl gut aufgenommen worden.“
Caboose nickte. Es schien, als hätte er hier wirklich sein Glück gefunden. So eine herzliche Aufnahme, besser hätte es für ihn gar nicht kommen können.


Fahrt ins Glück


Caboose saß gerade mit Collins auf den Gleisen und ließ sich von ihm das Boule-Spielen beibringen, als er einen weiterer Zug vorfahren hörte. Caboose konnte ihn von seinem Platz aus nicht sehen, aber er klang verdammt groß und schnell. Sogleich rollten die Personenwaggons plappernd und kichernd auf ihre Abstellplätze, also würden auch wohl gleich – wie von Stonehenge angekündigt – der Fahrrad- und der Gepäckwaggon auf dem Platz für die Frachtzüge auftauchen.
„Hi Leute,“ erklang eine Stimme.
Sofort sprang Peggy freudig quietschend auf und stürmte los.
„WHEELER!“
Die drei Alis hielten sich erschrocken synchron die Ohren zu bei diesem schrillen Aufschrei des Postwaggons. Neugierig stand Caboose auf. Schließlich wollte er die beiden weiteren Frachtzüge kennen lernen und es war sicher auch höflicher, wenn er dabei nicht auf dem Boden saß. Peggy fiel gerade einem jungen blau-weißen Waggon um den Hals und er wirbelte sie freudig mit sich im Kreis. Er war von sehr schlanker Statur und wirkte dennoch kraftvoll und sportlich. Peggy führte ihn mit sich zu Caboose und stellte ihn vor.
„Das ist Caboose, unser neuer Bremswaggon.“
„Du musst der Fahrradwaggon sein, nicht wahr?“
„Ja genau,“ grinste der junge Waggon, “Ich bin Wheeler.“
„Ey, das hat er sischer schon gecheckt Alder, isch schwör!“ rief Ali2 und rieb sich die Ohren.
Peggy wusste natürlich, dass das auf sie anspielte und sie schaute mit peinlich geröteten Wangen nach unten. Wheeler grinste und legte den Arm um ihre Schultern.
„Sie ist süß, nicht?“
Selig lächelnd schmiegte sich Peggy an den jungen Fahrradwaggon.
„Es ist immer wieder eine Freude, euch beiden zuzusehen,“ erklang erneut eine Stimme; sanft und ruhig und ein weiterer Waggon kam auf Caboose zu.
Ihr gewelltes Haar war lang, kastanienbraun und ergoss sich wie schimmerndes Kupfer über ihre Schultern. Ihr Kleid beinhaltete ebenfalls viele verschiedene Braun-Töne. Zwar wirkte es weniger elegant, wie die Kostüme, der Personenwagen, doch es passte zu ihr. Ihre Augen strahlten diese Ruhe und Freundlichkeit aus, wie es Caboose noch bei keinem anderen gesehen hatte.
„Herzlich Willkommen, ich bin Cassey, der Gepäckwaggon,“ begrüßte sie Caboose und reichte ihm die Hand.
Caboose war, als berühre er eine Symbiose aus Samt und Seide, so weich und zart war ihre Hand. Mit leicht bebender Stimme stellte er sich ihr vor und sie lächelte. Caboose fühlte sich sogleich vollkommen wohl und geborgen bei diesem Lächeln. Sie war etwas Besonderes, das konnte er spüren.
Bereits am Abend desselben Tages sollte Caboose seinen ersten Auftrag als Bremswaggon bestreiten. Slake sollte einen Personentransport übernehmen. Zusammen mit Cassey und einigen Personenwaggons wurde Caboose an die Diesel-Lok gekuppelt. Cassey und er bildeten die Schlusseinheit. Die Nervosität war Caboose mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben und so drehte sich Cassey mit führsorglichem Blick zu ihm um.
„Nur keine Sorge Kleiner,“ mutmachend legte sie ihre Hand auf seine Schulter, “Du kannst das. Du hast es bewiesen, sonst wärst du nicht hier.“
Caboose lächelte erleichtert. Sie glaubte an ihn; das gab ihm Kraft. Dennoch war ein wenige Nervosität stets in ihm und würde auch bleiben, bis seine erste Bremsung gelungen hinter ihm lag. Seine Finger prüften aufgeregt, ob er auch fest an Cassey angekuppelt war und noch einmal atmete er tief ein und aus, bevor plötzlich das Pfiffsignal des Schaffners erklang und Slake sich mit laut aufschnurrendem Motor in Bewegung setzte. Schon nach wenigen Metern begann der Fahrtwind kalt über Caboose’s Metallverkleidung zu fegen. Doch Caboose fror nicht. Die erste richtige Fahrt war viel zu aufregend, um so etwas wie Kälte zu spüren. Die Welt flog in verschwommenen Silhouetten an ihm vorbei. Hätte er nicht die Schienen unter seinen Rädern gefühlt, so hätte er glauben können selbst zu fliegen. Er schloss die Augen und genoss den Wind und den Geruch, gemischt aus Benzin, Metall und Natur. Doch nur für kurze Zeit, denn schließlich musste er sich auf seine Arbeit konzentrieren. Dort vorne in der Kurve würde er leicht abbremsen müsse, damit der Zug nicht von den Gleisen fiel. Das hohe Fahrttempo würde sie in null Komma nichts in die Böschung befördern und das könnte je nach Art der Gleisumgebung äußerst unangenehm ausgehen. Die Kurve kam näher. Aufgeregt biss sich Caboose auf die Unterlippe, federte leicht in den Knien und behielt die Strecke im Auge. Langsam senkte er sich ein Stück hinab, lehnte sich zurück und das Tempo verringerte sich leicht, sodass Slake die Kurve problemlos passierte. Die Kurve lag hinter ihnen. Caboose richtete sich wieder auf und sah sich um. Er hatte es geschafft! Das war seine erste richtige Bremsung gewesen. Nicht nur ein Test, sondern ein richtiger Einsatz! Slake an der Spitze gab ihm - ohne sich umzudrehen, da er ja auf seine Strecke acht geben musste – ein Daumen-Hoch-Zeichen und auch Cassey wandte sich lächelnd zu dem Bremswagen um.
„Gut gemacht Kleiner! Ich wusste, dass du es schaffst,“ rief sie ihm gegen den Fahrtwind zu.
Caboose war glücklich. Nun war er ein richtiger Teil einer Bahn! Noch viele Fahrten würden vor ihm liegen, doch keine würde ihm je soviel Glück bescheren, wie diese.

Ihr Herz ruft nach ihm

Mit einem stolzen Schimmern in den Augen fuhr Caboose mit den anderen im Bahnhof ein. Er und Cassey kuppelten sich von den Personenwagen ab und machten sich auch den Weg zurück zu den anderen Frachtzügen.
„Hey Caboose!“
Auf Slike’s Rufen hin, drehte sich der jungen Bremswaggon um. Die Diesel-Lok schenkte ihm ein anerkennendes Lächeln und nickte ihm zu.
„Einwandfreie Arbeit!“
Caboose strahlte und Cassey legte ihm mit einem liebevollen Lächeln die Hand auf die Schulter. Bei den Frachtzügen angekommen kam ihnen Peggy enthusiastisch winkend entgegen.
„Und wie ist es gelaufen?!“
„Ziemlich gut!“ rief Caboose begeistert.
„Er war hervorragend,“ ergänzte Cassey, „Er bremst wie ein Profi.“
Caboose errötete. Dieses Lob bedeutete ihm unbeschreiblich viel. Vom ersten Moment an war Cassey für ihn etwas Besonderes gewesen. Immer war sie so sanft und freundlich, zu jedem. Nie hatte er bisher erlebt, dass sie einem anderen gegenüber auch nur ein unfreundliches Wort geäußert hatte oder hinter dessen Rücken über ihn herzog. Und auch wenn sie auf keinen Fall das Aussehen eines erste Klasse-Waggons hatte, so konnte es für Caboose dennoch kein schöneres Wesen geben. Sein Herz schlug höher, wenn er sie sah. Doch ihr das zu gestehen wagte er sich nicht. Er kannte sie kaum einen Tag und außerdem war sie ein erwachsener Waggon und er nur ein junger Bremswaggon, der die Werkstatt gerade erst verlassen hatte... Aber er würde ihr nahe bleiben und vielleicht... eines Tages.
In der Nacht hatte Caboose schwere Probleme damit, einzuschlafen. Um ihn herum schliefen die anderen alle friedlich; Peggy eng an Wheeler angekuschelt, die Alis sich gegenseitig im Schlaf schubsend und Collins lautstark schnarchend. Da konnte man schon fast neidisch werden auf diesen gesunden Schlaf.
„Hey Kleiner was ist?“ flüsterte Cassey neben ihm, „Kannst du nicht schlafen?“
„Nein, das war heut alles ziemlich viel und aufregend.“
Sie lächelte und Caboose wurde es wieder unsagbar warm ums Herz. Dann legte sie den Arm um seine Schultern und streichelte ihm beruhigend über den Arm.
„Schon klar, Kleiner.“
Sanft schob ihre Hand seinen Kopf gegen ihre Schulter und sie lehnte ihren Kopf gegen seinen. Sie strich ihm weiterhin behutsam über den Arm. Caboose’s Herz raste wie ein führerloser Zug. Doch er fühlte sich geborgen und ihre Wärme ging auch auf ihn über. Am liebsten wäre er nun gar nicht mehr eingeschlafen, um nichts von diesem wundervollen Moment zu verpassen. Die Nacht war klar, kühl und voller Sterne. Kein Laut war für Caboose mehr zu hören, nicht einmal Collins Schnarchen, nur Cassey’s ruhiges Atmen. Für immer hätte er so verweilen können. Doch schon bald sanken seine Lider schwer wie Blei herab und sein Atem wurde langsamer. Noch nie zuvor war er so friedlich eingeschlafen wie heute und noch nie so glücklich.
Am nächsten Morgen wachte Caboose erst spät auf, so gut hatte er geschlafen. Eigentlich war es schon fast nicht mehr Morgen, sondern schon fast Mittag. Die anderen waren alle schön längst auf. Die Alis, Collins und Stonehenge waren auf dem Weg zu einer Baustelle. Nur Cassey, Peggy und Wheeler waren noch auf den Abstellgleisen. Cassey saß hinter Peggy und flocht ihre roten Haare sorgfältig zu einem Bauernzopf und Wheeler kniete daneben und beobachtete die Damen lächelnd. Caboose rollte sich genüsslich streckend zu ihnen herüber.
„Guten Morgen, Leute.“
Die Damen lächelten ihm zu und begrüßten ihn. Wheeler stand auf und klopfte ihm auf die Schulter.
„Guten Morgen, Langschläfer. Na dann bist auch auf jeden Fall ausgeruht. Heut wird ne richtig große Fahrt gemacht.“
„Wow,“ Caboose freute sich richtig auf eine weitere Fahrt, nachdem die gestrige so gut verlaufen war und dann auch noch diesmal eine wirklich große Fahrt, nicht nur ein Ausflug, „Was für eine Fahrt wird es denn?“
„Ein langer, großer Personentransport. Alle Personenwagen werden dafür gebraucht, Cassey für ihr Gepäck, ich für ihre Fahrräder und ohne dich können wir ja erst recht nicht los. Wir werden den halben Tag unterwegs sein.“
Klang anstrengend, aber auch nach einer wundervollen Reise. Sicher würde er viel von der Welt sehen und Neues kennen lernen.
„Da hat Slake ja ordentlich Arbeit vor sich.“
Wheeler schüttelte den Kopf.
„Wir fahren nicht mit Slake.“
„Mit wem dann?“
Bis jetzt hatte Caboose außer Slake noch keine andere Lok hier kennen gelernt. Aber natürlich war es klar, dass es auch andere geben musste, sonst wäre Slake ja schon bald total ausgelastet gewesen.
„Mit dem ganzen Stolz des Bahnhofs,“ in Wheelers Stimme schwang eine leichte Bewunderung mit. Es musste sich sicher um eine wirklich beeindruckende Lok handeln, so wie er von ihm sprach, „Mit Stardust.“
Der Name klang wirklich nach einem Prachtexemplar von einem Zug. Caboose konnte es kaum erwarten, ihn kennen zu lernen. Sicher würde eine Fahrt mit ihm noch rasanter und aufregender werden, als es die gestrige bereits gewesen war.
„Wann wird’s denn losgehen?“
In diesem Moment wurde es auf einem entfernten Gleis unruhig. Ein Stimmengewirr brach aus, Waggons plapperten und kicherten und das vibrierende Rauschen eines Zuges wurde lauter.
„In den nächsten Minuten,“ kündigte Wheeler an, „Komm, unsere Lok ist da.“
Cassey und Peggy waren bereits vorgefahren. Caboose stellte sich auf die Vorderrollen und versuchte durch das Gewirr etwas zu erkennen. Plötzlich spürte er, wie ihm Wheeler auf die Schulter tippte. Frech grinsend deutete ihm der Fahrradwaggon an, dass er auf seine Schultern steigen sollte. Caboose empfand es erst als etwas albern, doch die Neugierde auf diesen Champion war doch zu groß, als dass er noch länger warten konnte, bis sich der Mob aus Waggons aufgelöst hatte. Wheeler ging in die Knie und Caboose hockte sich auf dessen Schultern. Er balancierte den Schwung, mit dem Wheeler ihn hochstemmte, mit den Armen aus und schon suchte sein Blick nach dieser Wunder-Lok. Es war nicht schwer ihn zu erkennen. Stardust war von äußerst imposanter Größe, schlank und dennoch muskulös. Sein ganzer Körper glänzte silbern, von Kopf bis zu den Rädern. Auf dem Lack waren schwarze Verzierungen angebracht und das lange silbrig schimmernde Haar fiel ihm streng zurückgekämmt über die Schultern. Nur eine einzelne rabenschwarze Strähne hing ihm in das markelose Gesicht und vermischte sich farblich mit den langen dichten Wimpern, welche die stolzen stahlblauen Augen umrahmten. Trotz des ganzen Tumults um ihn herum, blieb Stardust vollkommen gelassen. Der schmale Mund zeigte keinerlei Regung und die Augen glitten ruhig über die Umgebung. Caboose war beeindruckt. Kein Wunder, dass er der Stolz des Bahnhofes war. Das glaubte man, ohne ihn auch nur einmal fahren gesehen zu haben.
„Wow, der ist echt... woooooah.“
Caboose begann zu schwanken und auch Wheeler unter ihm kam aus dem Gleichgewicht. In letzter Rettung vor einem Sturz klammerte sich Caboose um einen Stützpfeiler und rutschte an ihm, wie an einer Feuerwehrstange herab. Unten angekommen, half er Wheeler, der mittlerweile auf dem Hosenboden saß, lachend wieder auf die Räder. Einige der Umherstehenden sahen kopfschüttelnd zu ihnen herüber und auch Stardust hatte sie bemerkt und schenkte ihnen einen herablassenden Blick. Wheeler und Caboose verstummten und ordneten sich, immer noch grinsend, wieder in der Gruppe ein. Nun hallte auch eine Durchsage über den Bahnhof. Die Waggons sollten sich zur Abfahrt bereit machen. In angegebener Reihenfolge wurden sie an die Lok angekuppelt. Auf dem Weg an seinen Platz fuhr Caboose neben Cassey her.
„Wirst du wieder vor mir fahren?“ fragte er, ohne zu bemerken, dass ihre Aufmerksamkeit an einem anderen Ort war.
„Hmm was?“ sie drehte sich überrascht zu ihm um, „Oh, entschuldige. Ja natürlich.“
Schon war ihr Blick wieder entschwunden.

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